Heutzutage wird Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gleichgesetzt. Auch ich tue das oft, damit mich die Leute besser verstehen. Doch genaugenommen sind Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zwei unterschiedliche Dinge.
Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein bedeutet, sich seiner Selbst bewusst zu sein. Nicht nur zu wissen, dass man ist. Sondern auch zu wissen
- Was du willst
- Was du nicht willst
- Was dich triggert
- Wovor du Angst hast
- Was deine Stärken sind
- Was deine Schwächen sind
- Wofür du bewundert wirst
- Was andere an dir kritisieren
- Woran du arbeiten kannst/willst
- Worum dich andere beneiden
- Was dich stärkt
- Was dir Energie raubt
- Was du brauchst
- Was dein Ziel ist
Und vieles mehr. Selbstbewusstsein ist also: Klar wissen, wer du bist und was du willst und wohin du gehen willst.
Sich klar zu sehen und zu erkennen bedeutet aber nicht zwingend, darauf auch stolz zu sein.
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen bedeutet
- in meinen Körper
- in meinen Geist (Mind, Gehirn)
- in mich
Vertrauen zu haben und die feste Zuversicht zu haben, dass ich mit ganz vielen Schwierigkeiten klarkommen kann. Selbstvertrauen kommt aber auch davon, dass ich
- der tiefen Überzeugung bin, dass ich sicher bin/aufgefangen bin (durch die Familie, die Gesellschaft etc.)
- Überzeugt bin, Hilfe zu bekommen, wenn ich sie brauche
- einige Erfolgserlebnisse erfahren durfte
Das was wir gemeinhin als selbstbewusstes Auftreten wahrnehmen ist in meinen Augen eine Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
- Wir wissen, was wir wollen und nicht wollen (Selbstbewusstsein)
- Wir können also Ja oder Nein sagen – ohne Angst vor der Reaktion des Gegenübers (Selbstvertrauen)
- Weil wir davon überzeugt sind, mit der Situation klarzukommen oder Hilfe zu erhalten.
Selbstbewusst und voller Selbstvertrauen zu sein bedeutet nicht, dass du
- nie mehr Angst spüren wirst
- keine Unsicherheiten haben wirst
- keine Rückschläge erleben wirst.
Aber Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen helfen dir
- klar zu wissen, wann du Angst hast, unsicher bist oder gerade erschöpft bist – ohne falsche Scham
- Hilfe holen und Hilfe annehmen zu können – weil du akzeptiert hast, dass du nicht perfekt sein musst und aufgefangen wirst
- Grenzen zu ziehen, damit es dir gut geht. Weil deine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie jene der anderen.
Selbstbewusster zu werden bedeutet, sich mit sich selber auseinanderzusetzen. Im Guten wie auch im Schlechten. Und alle Anteile akzeptieren und vielleicht sogar lieben zu lernen. Daraus erwächst dann das Selbstvertrauen und – das ist das Coolste aller Gefühle – die Selbstliebe.
Selbstliebe
Selbstliebe lässt dich gelassener werden gegenüber vermeintlicher verbaler „Angriffe“. Selbstliebe lässt dich die Macken anderer besser akzeptieren, weil du alle DEINER Macken akzeptieren lerntest. Selbstliebe lässt dich nachsichtige und gleichzeitig klarer kommunizieren. Selbstliebe lässt dich toleranter werden – und gleichzeitig radikaler werden.
Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe sind grossartige Geschenke des Lebens und der Persönlichkeitsentwicklung. Doch wie jeder Diamant braucht es dafür Zeit und Hartnäckigkeit. Bist du bereit dafür?
